von Dr. Holger Schwarzlose
Stand: 25.06.2021
Besitzt der Mensch wirklich einen freien Willen? Hat er also stets die freie Wahl zwischen mehreren Handlungsalternativen? Ist es ihm möglich, auch die ferne eigene Zukunft vorherzusagen? Manifestiert er sich in einer Seele, die möglicherweise unsterblich ist? Und wie entstanden seine Religionen? Diesen Fragen soll hier nachgegangen werden.
Die Entstehung des Lebens
Ballen sich im Weltraum hinreichend große Wasserstoffwolken zusammen, können Sonnen (Sterne) entstehen, in denen kraft hoher Drücke und Temperaturen durch atomare Fusion chemische Elemente höherer Art „erbrütet“ werden. Dieser Vorgang, der mehrere Milliarden Jahre andauern kann, erzeugt Turbulenzen, die zu einer umfassenden Vermischung der entstandenen Elemente führt. In der Regel kollabiert ein solcher Stern am Ende seiner Entwicklung und stößt einen großen Teil seiner Materie ab.
Wenn sich die so entstandenen Trümmer gravitationsbedingt zusammenfinden, können sich Planeten ausbilden, die in ihrer Frühphase sehr hohe Temperaturen aufweisen und folglich flüssig sind. Es bilden sich also auch hier Materialströme aus, die die Durchmischung der vorhandenen Atome und Moleküle weiter vorantreiben. Diesem Prozess arbeitet nur die Zentrifugalkraft entgegen, sofern der Planet rotiert. Da dieser Prozess ebenfalls über Milliarden von Jahren stattfindet, kann als Endzustand eine weitgehend homogene Mischung aller Arten von Atomen und Molekülen insoweit erwartet werden, als in einer beliebig großen Volumeneinheit von Planetenmasse die Anteile der jeweiligen Atome und Moleküle denjenigen im gesamten Planeten entsprechen.
Es ist daher anzunehmen, dass dort, wo ein Abkühlungsprozess zu erstarrter Materie geführt hat, gleiche Atome bzw. Moleküle sich nur äußerst selten in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. Wenn jedoch alle Moleküle in der festen Erdrinde gleichverteilt wären, dürfte es beispielsweise keine abbauwürdigen Erze geben, die aus nachgefragten chemischen Elementen oder ihren Verbindungen bestehen. Dass solche Vorkommen aber tatsächlich vielerorts auf der Erde zu finden sind, zeigt: Gleiche Atome bzw. Moleküle neigen offenkundig zu örtlicher Konzentration.
Die Eigenschaft chemischer Stoffe, sich räumlich zu konzentrieren oder sich untereinander zu verbinden, wird hier als ein Naturgesetz angesehen. Es ist das Gesetz des von einer bisher unbekannten Kraft angetriebenen Wachstums von Molekularstrukturen, hier genannt Partikelkoordinationskraft (Particle Coordination Power (PCP)). Bei dieser Kraft kann es sich auch um eine Grundeigenschaft von Materie handeln. Wenn dies zutrifft, werden die bekannten vier Grundkräfte der Physik, nämlich die Gravitation, der Elektromagnetismus, die schwache Wechselwirkung (atomarer Zerfall) und die starke Wechselwirkung (Kräfte zwischen den Bestandteilen eines Atomkerns), durch eine weitere Kraft ergänzt.
Die PCP löst, wie alle anderen Arten von Kraft auch, gerichtete Vorgänge, also Bewegungen aus, sofern sie einen notwendigen Schwellenwert überschreitet. Dem vorgelagert ist eine entsprechende Spannung, die den Kraftaufbau initiiert. Diese Spannung entspricht dem „Willen“, der benötigt wird, um Handlungen durchzuführen und ist daher diesem gleichzusetzen. Der Begriff „Wille“ wird üblicherweise sehr eingeengt angewendet, nämlich fast nur in Verbindung mit (menschlichem) Bewusstsein. Dass auch Tiere ein Bewusstsein besitzen, ist inzwischen anerkannt. Darüber hinaus sind auch unbewusste Vorgänge, wie beispielsweise die biologische Verdauung, ohne auslösende Spannung nicht denkbar. Weitergedacht ist für jedes Ereignis ein entsprechender Wille die Voraussetzung. Der Wille in seiner Gesamtheit ist somit universell.
Die theoretisch denkbare Anzahl unterschiedlicher Moleküle ist kaum zu überblicken, denn sie wird bestimmt durch die Art, Anzahl und Zustände der Atome, aus denen sie bestehen, sowie deren Kombinationen untereinander. Sie alle bilden und verhalten sich gemäß den herrschenden Naturgesetzen einschließlich der PCP, die darauf ausgerichtet ist, möglichst viele Kombinationen entstehen zu lassen.
Wenn die Naturgesetze für das gesamte Universum gelten, ist für jeden Himmelskörper grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass auf ihm sogenanntes „Leben“ entsteht. Unter Leben wird gemeinhin die Fähigkeit molekularer Systeme verstanden, sich zu erhalten und zu kopieren. Es existiert somit der universale Wille zur Entstehung von Leben jedweder Art, und es realisiert sich überall dort, wo die Umgebungsbedingungen es erlauben.
Eine der Besonderheiten des Planeten Erde besteht im Vorhandensein großer Mengen Wasser und zwar in allen drei seiner Aggregatzustände. Auch deshalb fußt das hiesige Leben auf diesem Grundstoff. Es bildeten sich organische Verbindungen, die hauptsächlich aus Kohlenstoff bestehen, an den sich Wasserstoff-, Sauerstoff- und Stickstoff- sowie Schwefel- und Phosphoratome anlagern. Gemäß der PCP entwickelten sich diese Moleküle fortlaufend zu komplexeren Systemen: Zunächst entstanden einfache Aminosäuren, später Proteine, aus denen sich die als Helix angelegte Desoxinukleinsäure (englisch: DNA) als Trägerin der Erbinformation zusammensetzt. Durch die Kombination mit Ribonukleinsäure (englisch: RNA) entstand ein Mechanismus, der die identische Vermehrung der DNA ermöglichte. Die Bildung dieser Biomoleküle geschah zunächst unter Zustrom externer Energie. Dann verbesserte das Molekül seine Fähigkeit zum Selbsterhalt, indem es um sich herum eine Biozelle mit Außenhülle und energetischer Selbstversorgung bildete. Die Reproduktion fand nun im Rahmen der Zellteilung statt.
Später waren bisher voneinander unabhängige Zellen und damit deren DNA-Stränge in der Lage, sich zu vereinigen. Durch erneute Zellteilung entstand dadurch ein verändertes Biosystem, das sich wechselnden und örtlich unterschiedlichen Umgebungsbedingungen besser anpassen konnte. Aufgrund dieser Fähigkeit entwickelten sich u. a. einfache Pflanzen im Wasser, später auch auf Land. Sie benötigten zu ihrer Entstehung und Erhaltung Nährstoffe aus dem Wasser oder Gestein sowie Wärmeenergie und Sonnenlicht. Die Nutzung dieser Pflanzenzellen, insbesondere darin enthaltener spezieller Moleküle, ermöglichte es anderen Biomolekülen, Lebewesen auszubilden, die sich, ohne grundsätzlich auf Sonnenlicht angewiesen zu sein, frei bewegen können.
Angetrieben durch die PCP verhalten sich alle Lebewesen expansiv. Sie wollen ihre Lebensräume maximal ausdehnen, nämlich so weit, wie es die Topographie, das Klima und zugängliche Nährstoffe es erlauben. Dabei verdrängen oder nutzen sie oft konkurrierende Lebensformen. Grenzen setzen ihnen auch Fressfeinde und Krankheitserreger jeglicher Art. Um weitere Bereiche zu besiedeln, passen sie ihren Körperaufbau und ihre übrige Physiologie neuen Verhältnissen an. Beispielsweise wurden Meeresbewohner zu reinen Landtieren und Landsäuger zu Meeressäugern.
Treten Arten massenhaft und großräumig auf, kann es zu Seuchen kommen, die diese Lebewesen massiv dezimieren. Auch das Erscheinen neuer Lebensformen kann zum Verschwinden alteingesessener Tier- und Pflanzenarten führen. Gleichermaßen wirken schnelle Änderungen der Umweltbedingungen, hier besonders Vulkanausbrüche und Meteoriteneinschläge.
Der Mensch
Die Partikelkoordinationskraft (PCP) hat schließlich zur Entstehung des Menschen geführt. Dieser weist gegenüber allen anderen höheren Landlebewesen einige Besonderheiten auf: Er kann sich akustisch komplex artikulieren und dadurch untereinander umfassend kommunizieren. Die Kommunikation ermöglicht es ihm, sich in arbeitsteiligen Gruppen zu organisieren. Zur Fortbewegung benötigt er von vier nur zwei Gliedmaßen, so dass die beiden anderen als vielseitige Instrumente – auch als Greifwerkzeuge – zu nutzen sind. Vor allem zeigt sich seine Besonderheit in seinem überragenden Denkvermögen, dem eine extrem leistungsfähige Großhirnrinde zugrunde liegt. Dessen Aufgaben beschränken sich nicht darauf, das Überleben zu sichern, sondern auch die Erscheinungsformen seiner Umwelt zu erforschen.
Forschung heißt, aus der Umwelt stammende Daten zu erfassen und mit bereits gespeicherten Daten zu verknüpfen, um bestehende Zusammenhänge zu erkennen. Die neuen Erkenntnisse werden sodann im zerebralen Datenarchiv abgelegt und unterstützen die Suche nach weiteren Erkenntnissen. Dadurch ist der Mensch beispielsweise in der Lage, Naturgesetze zu entschlüsseln, um dieses Wissen sodann in sein praktisches Verhalten einfließen zu lassen.
Die Intelligenz des Menschen ist umso ausgeprägter, je umfassender er aus bereits gespeicherten Daten neue generieren kann. Er ist also fähig, aus vorhandenen Informationen, die er zuvor mit seinen Sinnesorganen erfasst hatte, bisher verborgene Zusammenhänge zu erschließen. Ein wichtiges Forschungsgebiet ist der Mensch selbst. Es erscheint paradox, wenn ein Forschungsgegenstand sich selbst erforscht. Doch hier versucht ein Großhirn in seiner Eigenschaft als biologischer Computer und angetrieben von der PCP, Aufbau und Funktionen des dazugehörigen Gesamtorganismus zu ergründen. Die dabei gewonnenen Daten verbessern die Überlebenschancen des Forschenden und auch die seiner Gemeinschaft. Dieses Prinzip der Selbsterforschung lehrt, dass die Persönlichkeit eines Menschen nicht nur aus dem Zusammenspiel seiner Körperzellen einschließlich derer des Gehirns erwächst, sondern dass hierzu auch ein Wille, gespeist aus der PCP, erforderlich ist.
Die einzelnen Organe des menschlichen Körpers erfüllen die an sie gestellten Aufgaben weitgehend autonom: Beispielweise „entscheidet“ das Herz ganz überwiegend selbst über seine Schlagfrequenz gemäß der jeweiligen Belastung des Kreislaufsystems. Der Verdauungsapparat – ausgestattet mit eigenem Steuerungssystem – bestimmt auch die Verarbeitung der zufließenden Nahrung. Die Nieren scheiden selbsttätig harnpflichtige Stoffe aus. Die Leber produziert u. a. Galle in der jeweils benötigten Menge. Diese und zahlreiche andere Vorgänge werden überwacht und gesteuert von übergeordneten Organen wie der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) oder das vegetative Nervensystem. Alle diese Funktionen werden vom Menschen nicht bewusst wahrgenommen.
Sein Bewusstsein zeigt sich vielmehr in seinem, vom PCP abhängigen Willen, mit der Umwelt gezielt zu interagieren, indem er mit seinen Sinnesorganen Reize aus der Umgebung und seinem Körper wahrnimmt und entsprechend reagiert. Der Reaktion, sofern sie nicht reflexartig erfolgt, geht eine Entscheidungsfindung voraus, nämlich nachdem zuvor ein Abgleich mit im Großhirn gespeicherten Daten stattgefunden hat. Die Umsetzung erfolgt gemeinhin durch Muskelbewegungen, die vom somatischen Nervensystem ausgelöst und kontrolliert werden. Bewusste Aktionen erfolgen auch dann, wenn Organe reaktionspflichtige Zustandsmeldungen zum Großhirn senden, wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Belastung oder Schmerz. Hinzu kommen Informationen aus anderen Teilen des Gehirns und Rückenmarks, die Gemütszustände, Stimmungen und Gefühle wie Freude, Glücksempfinden, Angst, Zorn, Niedergeschlagenheit oder Zufriedenheit betreffen. Auch Unbewusstes führt zu bewussten Handlungen.
Bewusstsein verlangt eine ununterbrochene Aktivität eines großen Teils der Neuronen des Großhirns, die dadurch erheblich beansprucht werden. Dies führt auf Dauer zur Überlastung der Reizleitungen, Synapsen und der Energieversorgung. Auch stockt die Beseitigung behindernder Stoffwechselprodukte. In der Folge werden Denk- und Verarbeitungsvorgänge erschwert, die internen Reize sowie jene aus der Außenwelt und des eigenen Körpers nur unvollständig bzw. fehlerhaft wahrgenommen. Das gesamte Steuerungsorgan ermüdet, wodurch auch das Bewusstsein beeinträchtigt wird. Das zentrale sowie das somatische Nervensystem stellen ihre Arbeit ein, schalten auf Schlafzustand um und beginnen sich zu reorganisieren. Der noch aktive Wille beschränkt sich auf die Beschäftigung mit einem eher kleinen Teil der gespeicherten Daten, wodurch Träume ausgelöst werden. In der Tiefschlafphase, in der die eigentliche Erholung stattfindet, blockieren sich die Hirnbereiche gegenseitig, so dass der Wille keine Träume induzieren kann. Damit verschwindet das Bewusstsein. Das vegetative Nervensystem dagegen bleibt auch während beider Schlafphasen aktiv und kann dem Großhirn weiterhin Signale senden, die bei hinreichender Wertigkeit vorzeitig die Aufwachphase einleiten.
Die Persönlichkeit eines Menschen, nach außen gekennzeichnet durch Charakter und sonstiger individueller Merkmale, manifestiert sich in seinem Großhirn. Die Arbeit dieses Organs wird bestimmt durch die Gesamtheit der vorwiegend ererbten Funktionen des gesamten Körpers sowie durch die PCP, die als Willenskraft seine Handlungen zielgerichtet antreibt. Da diese Kraft auf sämtliche Organismen gleichermaßen wirkt, unterscheiden sich die einzelnen Menschen grundsätzlich nur durch ihre körperlichen und psychischen Eigenschaften und darin, wie diese Eigenschaften die Umsetzung der Willenskraft zulassen.
Eine Veränderung des Großhirns z. B. durch Wachstum und Datenzufluss wirkt sich beim betreffenden Menschen auch auf seine Persönlichkeit aus. Sie ist mithin einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen. Dieser offenbart sich besonders dann, wenn im Fall von Hirnerkrankungen, wie bei Einschränkung des Erinnerungsvermögens oder bei Demenz, ein großer Teil der Neuronen ausfällt. Der Betroffene erscheint dann dem Außenstehenden als eine „andere“ Person.
Aufgrund seiner besonderen biologischen Ausstattung ist es dem Menschen weitgehend gelungen, alle Ressourcen seiner Umwelt, auf die er zugreifen kann, zu nutzen. Das sind vorwiegend Bodenschätze, Fauna und Flora. Darüber hinaus züchtet er je nach Bedarf Nutzpflanzen und ‑tiere. In jüngster Zeit ist er zusätzlich in der Lage, durch Genmanipulation neue Pflanzen und Tiere gezielt zu erschaffen. Letztlich richtet er seine gesamte Umwelt nach seinen Bedürfnissen aus: Das Zeitalter des Menschen (Anthropozän) hat schon begonnen, da er die belebte Welt umfassend beherrscht.
Die ständige Einwirkung der Partikelkoordinationskraft hat somit dazu geführt, dass eine einzige Art von Lebewesen das Geschehen auf der Erde seinem Willen unterwirft. Der Mensch wird voraussichtlich diesen Unterwerfungsprozess weiter vorantreiben und sich dabei letztlich nicht auf seinen Ursprungsplaneten beschränken, sondern versuchen, auch andere Himmelskörper zu kolonisieren und zwar auch dann, wenn er dafür sein Genom (Gestalt und Fähigkeiten) anpassen, sich also in ein anderes Lebewesen, gegebenenfalls zu einem Mischwesen (Metamensch) umwandeln muss. Da das Gesetz von der Partikelkoordinationskraft wahrscheinlich im gesamten Universum gilt, wird der Metamensch irgendwann auf andere lebende Organismen treffen und sie zu unterwerfen versuchen, so wie es sein Vorgänger auf der Erde ständig praktiziert.
Bis zu ihrer universalen Ausdehnung ist die Menschheit jedoch durch sich selbst gefährdet. Der Mensch konnte nur wegen der günstigen Lebensbedingungen, auf die er bei seiner Entstehung traf, so umfassend erfolgreich sein. Durch seine massenhafte Vermehrung und dem daraus gesteigerten Ressourcenverbrauch verschlechtert er die ursprünglichen Lebensbedingungen tiefgreifend und zwar bis hin zu einem veränderten Klima. Setzt er diesen Prozess fort, wird zukünftig nur noch die Versorgung einer erheblich geschrumpften Zahl von Menschen möglich sein. Dieses Schrumpfungsgeschehen kann kriegerische Auseinandersetzungen provozieren, weltweite Seuchen auslösen und somit die Menschheit als Ganzes gefährden.
Vorbestimmung
Aus einer befruchteten Eizelle entwickelt sich gemäß dem vorhandenen Genom, der DNA-Doppelhelix, in festgelegten Schritten ein neues Lebewesen und zwar unter der Herrschaft einschlägiger physikalischer und biochemischer Naturgesetze. Wenn diese Naturgesetze unveränderlich sind, wovon hier ausgegangen wird, folgt auf einen Entwicklungsschritt ein nächster, der schon zuvor exakt und alternativlos feststand. Wie hier gezeigt wird, ist die unmittelbare Zukunft eine festliegende, logische Folge der Gegenwart.
Jedes Ereignis oder jeder Zustand ist das Ergebnis aller seiner Einflussparameter, wie sie am Beginn des letzten Zeitschritts vorlagen. Das Ereignis verändert anschließend diese Einflussgrößen, aus denen sich nach einem weiteren Zeitschritt wiederum ein neues Ergebnis einstellt. Neue Ergebnisse kann es nur geben, wenn Bewegung stattfindet. Wenn nicht, existiert auch keine Zeit.
Damit ergibt sich jede Veränderung kausal aus dem vorherigen Zustand aller Einflussfaktoren und deren Wirkung. Folglich ist die Zukunft determiniert, das heißt, auch der Zustand aller Dinge in der entferntesten Zukunft wird, rein wissenschaftlich betrachtet, das logische Ergebnis aus der ältesten Vergangenheit sein. Unter diesen Voraussetzungen steht also die Zukunft seit Anbeginn der Zeit in allen Einzelheiten bereits fest.
Wenn die Zukunft bereits festliegt und diese Tatsache erkannt wird, wäre als Reaktion eine fatalistische Grundeinstellung denkbar, indem man sich in das vermeintlich von einer höheren Macht zugedachte Schicksal in Ergebenheit fügt. Dieser höheren Macht bedarf es hier jedoch nicht, denn nach Inkrafttreten der Naturgesetze mit der kosmischen Inflation, also dem sogenannten Urknall, läuft das gesamte Weltgeschehen sowohl im Makro- als auch im Mikrobereich nach einem festliegenden Algorithmus ab. Dann ist folglich die fatalistische Reaktion auf die Erkenntnis der Vorbestimmung ebenfalls ein Teil des Algorithmus und also nicht Ergebnis freier Entscheidung. Die Vorbestimmung endet erst mit dem Rückfall des Universums in einen Status der Singularität (ein unerklärlicher Zustand, bei dem sich die gesamte Energie des Universums in einem unendlich kleinen Punkt zusammenballt).
Da das ganze Weltgeschehen gebunden abläuft, muss es dem Menschen nicht reuen, in der Vergangenheit ggf. falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Was geschehen ist, musste so geschehen. Die Freiheit der Entscheidung zwischen zwei oder mehr Alternativen war auch seinerzeit irreal.
Nicht selten werden in Träumen die Naturgesetze (scheinbar) überwunden, indem beispielsweise der Träumer des Fliegens mächtig zu sein scheint. Aber auch diese Imaginationen unterliegen paradoxerweise den (realen) Naturgesetzen. Allerdings ist bemerkenswert, dass das Bewusstsein in der Lage ist, die Naturgesetze gedanklich zu ignorieren.
Ist die Zukunft vorhersehbar?
Wenn die Zukunft vorbestimmt ist, stellt sich die Frage, ob und wie genau sie vorhersehbar ist. Es gelten die folgenden Regeln:
- Die Bewegung und Örtlichkeit großer Massen, die unter dem Haupteinfluss nur weniger, gut bekannter Naturgesetze stehen, sind auch auf lange Sicht sehr genau vorhersehbar, wie z. B. die Bewegung der Planeten um die Sonne. Die hier einzig relevanten Naturgesetze sind die Gravitation und die Zentrifugalkraft.
- Je kleiner die betrachteten Massen sind, desto stärker wirken sich auch andere Naturgesetze aus, wodurch die Zahl der Einflussgrößen wächst und die Vorhersehbarkeit sinkt. Beispielsweise ist es meist unmöglich, Ankunftsort und ‑zeit eines bewegten Luftmoleküls vorauszusagen.
- Die Vorhersehbarkeit sinkt auch mit der Vergrößerung des zeitlichen Abstands zwischen Vorhersage und Zielereignis. So ist zum Beispiel nur schwer vorauszusagen, wo sich der australische Kontinent in einigen 100 Millionen Jahren befinden wird.
- Sinkt der Anspruch an die Präzision der Prognose, steigt die Vorhersehbarkeit des Ereignisses. Beispiel: Die Sonne wird sich später extrem ausdehnen und die Erde vernichten. Die Prognose, dies würde in „3 bis 5 Milliarden Jahren“ geschehen trifft eher zu, als die Aussage, das Ereignis würde in „4.300 Millionen Jahren“ eintreffen.
Zur Erläuterung ein Beispiel:
Es ist bekannt, dass, wie oben angemerkt, sich die Sonne in einigen Milliarden Jahren extrem ausdehnen, dabei die Erde umhüllen und vernichten wird („Großereignis“). Allerdings beträgt die Aussagegenauigkeit Hunderte Millionen Jahre. Anders ist es bei „kleinen“ Ereignissen. Auch zeitnahe Ereignisse können nur ungenau vorhergesagt werden, wenn das betreffende Ereignis sehr spezifisch („klein“) ist. Beispiel: Eine Stunde vor Sonnenaufgang soll vorhergesagt werden, wann sekundengenau ein Lichtstrahl erstmals auf eine bestimmte kleine Gebäudespitze fällt. Die Aufgabe ist unter Einsatz einiger Computerleistung lösbar. Doch wenn Wolken vorbeiziehen, könnten die Lichtstrahlen gebrochen werden, wodurch sich der Eintritt des Ereignisses zeitlich verschiebt. Um diesen Umstand einzuberechnen, ist eine nur schwer darzustellende Computerkapazität notwendig.
Ein weiteres Beispiel: Ein Waldweg kreuzt eine befahrene Straße. Ein Wanderer, der den Weg gut kennt, soll die genaue Uhrzeit angeben, zu der er erstmals die andere Seite der Straße betritt. Dazu setzt er hauptsächlich seinen Seh- und Hörsinn ein und urteilt auf der Grundlage seiner im Großhirn gespeicherten einschlägigen Daten, die auch solche seiner aktuellen körperlichen Fähigkeiten umfassen. Seine Zeitangabe wird deshalb recht genau ausfallen. Sehr viel ungenauer wird seine Aussage sein, wenn die Zeitangabe an einem Ort erfolgt, von dem aus die Straße nicht mehr zu erkennen ist, denn nun kann weder der Hör- noch der Sehsinn Daten zur Präzisierung der Vorhersage liefern. Es bleibt nur der Datenfundus der Erfahrung. Die Aussage wird folglich ungenauer.
Mit wachsender Entfernung zur Kreuzung nimmt die Zahl der nicht vorherzusehenden Störfaktoren zu, durch die die Zeitangabe zusätzlich an Genauigkeit verliert. Das können z. B. Wettereinflüsse, spontane Pausen, plötzlich hervorbrechendes Wild oder andere Ablenkungen sein. Dazu wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass aus kleinen Ursachen große Wirkungen erfolgen. Beispielsweise kann ein über den Weg laufendes Reh den Wanderer derart ablenken, dass er ein Schlagloch übersieht, unglücklich stürzt und ein Krankenhaus aufsuchen muss. Seine zuvor geäußerte Ankunftszeit an der Kreuzung ist nunmehr wertlos.
Störfaktoren sind dadurch gekennzeichnet, dass sie bis zu ihrer Wahrnehmung nicht berücksichtigt, also von Sensoren nicht erkannt wurden. Bei langfristigen Vorhersagen kommt ihnen hinsichtlich deren Genauigkeit große Bedeutung zu. Ein Beispiel ist das Wettergeschehen mit langer Perspektive in einem eng umgrenzten Gebiet. Um hier sehr genaue Wetterprognosen aufstellen zu können, müssten entsprechende Sensoren zahlreich, weltweit und flächendeckend aufgestellt sein sowie darüber hinaus eine enorme Rechnerleistung eingesetzt werden. Hier stößt man schnell an Kapazitätsgrenzen und muss sich folglich mit mehr oder weniger ungefähren Angaben begnügen. Denn die benötigte Rechnerkapazität wächst extrem überproportional mit linear zunehmender Spezifität und Langfristigkeit des zu prognostizierenden Ereignisses.
Hinzu kommt: Liegt dieses Ereignis in einer relativ fernen Zukunft, ist ein langwieriger Rechneraufwand nötig, um den Istzustand der Gegenwart abzubilden. Währenddessen verändert sich der Istzustand jedoch, so dass der tatsächliche Zeitpunkt der Prognose nicht wirklich zutreffend festgestellt werden kann. Schon auf Grund dieser Tatsache ist jede Prognose unscharf. Darüber hinaus verändert der Computer durch seine Arbeit die Zukunft, ohne dies rechnerisch ausgleichen zu können, denn jeder Ausgleichsversuch beeinflusst die Zukunft erneut. Theoretisch könnte nur ein Rechner, der sich außerhalb des Vorhersageraumes (gekennzeichnet durch die Gesamtheit von Materie und Energie des Kosmos) befindet und keine Spuren hinterlässt, zutreffende Prognosen stellen. Solche Prognosen nützen jedoch niemandem im Vorhersageraum.
Auf der Ebene der Quantenmechanik wird durch eine Zustandsmessung darüber hinaus die Zielgröße selbst und zwar nach Ort, Energie oder Impuls verändert, so dass man sich hier mit bloßen Eintrittswahrscheinlichkeiten behelfen muss.
Praktisch unmöglich werden Prognosen dann, wenn ihren Auftraggebern das Ergebnis missfällt und sie die Zukunft entsprechend zu verändern suchen. Ein lebensbejahender Mensch, den die Mitteilung über seinen Todestag, ‑ort und ‑ursache erreicht, wird in der Regel alles tun, um zum besagten Zeitpunkt nicht vor Ort zu sein. Zwar könnte der Computer die Nachricht so verändern, dass trotz Reaktion die Prognose erfüllt wird, doch dann wäre die Aussage unwahr und für den Fragesteller nutzlos. Letztlich trifft die Vorhersage nur dann zu, wenn der Auftraggeber am Ergebnis nichts mehr ändern kann, hier also kurz vor Eintritt seines Todes. Dafür ist dann allerdings keine Prognose mehr nötig.
Wie erläutert, ist der Mensch in seinen Handlungen und bei seinen Planungen nicht frei. Seine Aktivitäten erfolgen auf der Grundlage der Naturgesetze und sind damit in jedem Augenblick vorgegeben. Er vermag somit die Zukunft weder zu ändern, noch genau vorherzusagen. Aber da aus seiner Sicht die Zukunft unbestimmt ist, weil er sie nicht kennt, fühlt er sich in ihrer Gestaltung frei und glaubt irrtümlich, grundsätzlich über Handlungsalternativen zu verfügen.
Metaphysik
Das Universum entstand vor etwa 14 Milliarden Jahren explosionsartig aus einer raumlosen Singularität. Darüber ist sich die Wissenschaft weitgehend einig. Annahmen über die Zeit vor diesem „Urknall“ sind rein spekulativ. Allerdings wird angenommen, dass die bekannten Naturgesetze vor dieser „Inflation“ nicht zwingend gegolten haben und sie könnten auch nicht in den sogenannten „Schwarzen Löchern“ gelten, die beim Zusammenschluss extrem großer Massen entstehen. Auch sind möglicherweise nicht alle Naturgesetze bekannt, die in unserem Kosmos wirken. Einige Effekte anderer schon bekannter Gesetze sind gegebenenfalls bisher übersehen worden. Hier soll auf das Beispiel der Partikelkoordinationskraft (PCP) hingewiesen werden, die an anderer Stelle beschrieben wird.
Grundsätzliche Fragen treten auch bei der Betrachtung der Beziehung zwischen Masse und (Strahlungs-)Energie auf: Was zieht zwei Massen gegenseitig an, obwohl sich (scheinbar) nichts zwischen ihnen befindet, das die notwendige Kraft aufbringt? Offensichtlich handelt es sich dabei um einen Energiestrom, der vorhanden ist, sich jedoch einer direkten Messung entzieht. Gleiches gilt für den Magnetismus.
Die Beziehung zwischen Masse und Strahlungsenergie ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Warum zum Beispiel kann Licht einmal als Welle, das andere Mal als Masse (Lichtquant) auftreten? Die Unterschiede sind fundamental: Masse reflektiert oder resorbiert Strahlung und ist folglich „sichtbar“. Strahlungsenergie dagegen ist nur dann erkennbar und indirekt messbar, wenn sie auf Masse trifft. So kann eine das All durchquerende Lichtwelle nur dann erkannt werden, wenn sie einen Himmelskörper erreicht und dort eine messbare Wirkung ausübt. Es ist daher nicht auszuschließen, dass im Universum weit mehr Energie „unterwegs“ ist als bisher angenommen. Da Masse und Strahlungsenergie in quantitativer Beziehung stehen, könnte folglich die Gesamtenergie des Universums, also die Summe aller Energieformen, entgegen derzeitiger Annahmen groß genug sein, um seine Rückverwandlung in eine Singularität zu bewirken.
Als Hypothese wird hier vorgeschlagen, das Universum als Ansammlung freier Strahlungsenergie zu betrachten, Materie dagegen nur als deren Sonderform. Diese besteht aus „rotierenden Bällen“, zu denen sich die Energie fallweise zusammenschließt und die dann alle Eigenschaften von atomaren oder subatomaren Korpuskeln besitzen. Der Energieinhalt eines solchen Korpuskels entspricht seinem Drehimpuls. Setzt die Rotation aus, rückverwandelt sich das Teilchen in eine Welle und wird emittiert.
Das Gesamtvolumen des Weltalls wird also nur zu einem sehr geringen Teil von Materie eingenommen. Der weitaus größere Teil wird von anderen Energieformen ausgefüllt. Materialisierte Energie ist danach eine spezielle Ausnahme. Der Mensch selbst besteht fast ausschließlich aus Materie und seine gesamte Lebenswelt ebenso. Seine bewusste Wahrnehmung anderer Energieformen beschränkt sich dagegen neben der Gravitation, Wärme und Bewegungsenergie weitgehend auf elektromagnetische Strahlung eines eingeschränkten Frequenzbandes, das ihn im Wesentlichen sehen und vorwiegend Funkwellen nutzen lässt.
Andere, bisher unbekannte Energiearten mag er zwar wahrnehmen, aber da diese Wahrnehmung sich nicht reproduzieren lässt, ist sie wissenschaftlich nicht relevant. Dabei kann es sich um elektromagnetische Felder oder Kräfte handeln, die sich nicht messen lassen, also hauptsächlich Phänomene aus der Parawissenschaft, wie Telepathie (Gedankenübertragung) oder Telekinese (mit Willenskraft Gegenstände bewegen).
Am Beispiel der Telekinese ist gut zu erkennen, warum wissenschaftliche Methoden hier versagen: Zwecks Verifizierung der Behauptung einer Person, sie könne durch reine Willenskraft einen Würfel lenken, würde man bei definierten Ausgangsbedingungen diese Person mehrfach würfeln lassen und das Gesamtergebnis anschließend beurteilen. Dieses Ergebnis würde mit hoher Wahrscheinlichkeit die Behauptung nicht bestätigen. Denn sollte vom Gehirn tatsächlich eine lenkende Kraft ausgehen, wäre sie außerordentlich schwach und wahrscheinlich nicht kontinuierlich abrufbar. Auch würde die Ausgangslage im Verlauf des Experiments hinlänglich schwanken und die Person sich in einem anderen Bewusstseinszustand befinden, als im normalen Spielbetrieb. Schon die jeweilige Erwartungshaltung des Versuchsleiters hätte eine störende Wirkung. Bis heute fehlt es an Methoden, um etwaige geistige Kräfte zu messen. Allerdings: Solange dies so bleibt, ist die Existenz geistiger, auf Materie einwirkender Kraft nicht widerlegt.
Auch Dinge wie Vorahnungen künftiger Ereignisse, Erfühlen von gerätetechnisch nicht messbaren elektromagnetischen Feldern oder das Erspüren von Erdstrahlen oder unterirdischen Wasseradern reichen ins Metaphysische. Ferner muss in diesem Zusammenhang gefragt werden, ob die bisher noch nicht lokalisierte Singularität, aus der wohl das Universum entstanden ist, auch weiterhin aktiv ist und unbekannte Energiearten abstrahlt. Sollte dies zutreffen, muss weiterhin gefragt werden, ob diese Emissionen geeignet sind, die bestehenden Naturgesetze ständig oder zeitweise zu modulieren.
Es darf also angenommen werden, dass viele Phänomene des Universums der Wissenschaft bisher verborgen geblieben sind. Dabei handelt sich gerade auch um Erkenntnislücken auf Gebieten, die das Interesse und die Phantasie des Menschen beflügeln. Da sich jedoch die Wissenschaft außerstande sieht, zu derartigen Phantasien Stellung zu beziehen, überhöht der uninformierte Mensch mitunter seine einschlägigen Vorstellungen zu Überzeugungen und schließlich zu Tatsachen. Hieraus können Handlungen entstehen, die das Wohl von Einzelpersonen oder ganzer Völker zu steigern oder herabzusetzen in der Lage sind.
Religion
Kern einer Religion ist die jeweilige Einstellung des Menschen zum Transzendenten, dem Jenseitigen wie es in seiner Vorstellungswelt existiert. Dazu begreift er sich als Individuum mit einer Seele, die mit dieser Transzendenz in Verbindung steht und grundsätzlich unsterblich ist. Wie an anderer Stelle erläutert, besteht die Persönlichkeit eines Menschen einerseits aus Willenskraft und andererseits aus der Funktionalität seines zentralen Nervensystems. Er ist sich seiner dann bewusst, wenn zur Willenskraft die Bereitschaft des Gehirns hinzutritt, Reize aus der Umgebung uneingeschränkt aufzunehmen, zu verarbeiten und entsprechend zu reagieren.
Die Willenskraft wird hier als kosmische Eigenschaft, als eine eigene Art von Energie aufgefasst, die der PCP entspricht. Sie ist danach zumindest solange existent, wie das Universum besteht und in dieser Hinsicht unsterblich. Das zentrale Nervensystem dagegen kann degenerieren. Dann verschwindet die bisherige Persönlichkeit und es entsteht ein „neuer“ Mensch, der sich fortschreitend weiterverwandelt. Hat dann dieser Mensch noch die Seele der ursprünglichen Person?
Meist wird angenommen, dass der beseelte Mensch mit der Befruchtung der mütterlichen Eizelle entsteht. Was aber geschieht mit dieser Seele, wenn bei der ersten Teilung dieser Urzelle zwei voneinander unabhängige Zellen, also in der Folge eineiige Zwillinge entstehen? Wird dann auch die Seele dupliziert? Wenn sich ein Mensch kurz vor seinem Tod einfrieren ließ, bleibt dann seine Seele bei ihm, der nunmehr zu einer Sache geworden ist, der jede Persönlichkeit fehlt? „Wartet“ die Seele auf den Tag des Auftauens und verschwindet sie erst dann, wenn eine Wiederbelebung misslingt? Wartet sie also bei mumifizierten Pharaonen bis heute?
Im Glauben der drei großen monotheistischen Religionen wird die Seele mit der ersten Zellteilung aktiviert und ist von nun an unsterblich. Da aus etwas Sterblichem wie einer biologischen Zelle nichts Unsterbliches hervorgehen kann, muss die als unsterblich betrachtete Seele bereits zuvor existiert haben und zwar mindestens seit Bestehen des Universums. Über das vorgeburtliche Dasein der Seele werden jedoch in den heiligen Schriften nirgendwo Aussagen getroffen.
In diesen Religionen ist der Dualismus von der ewigen Glückseligkeit und Verdammnis tief verankert: Nach dem biologischen Tod eines Menschen können seine schlechten Taten Ursache für einen Aufenthalt seiner Seele an einem Ort ewiger Qualen sein. Gute Taten dagegen sorgen für den Eingang ins Paradies, einem Ort ewigen Glücks. Um welche Taten es sich dabei handelt, ist in den jeweiligen religiösen Schriften oder den dazugehörigen Kommentaren festgelegt. Im Vergleich zur Ewigkeit seiner Seele ist das Erdenleben, sind die Zeiten guter oder schlechter Taten eines Menschen von nur sehr kurzer Dauer. Es ist daher abwegig zu glauben, dass böse oder gute Taten ewige Strafe oder Belohnung zur Folge haben.
In den ostasiatischen Religionen, z. B. im Buddhismus sind Himmel und Hölle in ihrem abendländischen Sinn nicht bekannt. Stattdessen steht das Prinzip der Reinkarnation im Vordergrund. Danach wird der Mensch als Mensch oder Tier solange wiedergeboren, bis sein Karma („Lebenskonto“ schlechter Taten, Gedanken oder Einstellungen wie Habgier, Hass, Neid, Wut usw.) als Folge überwiegend guter Taten erlischt. Denn dem irdischen Leben wohnt das Prinzip des Leidens inne, weshalb seine Vermeidung als Erlösung anzustreben ist. Ziel ist es, sich von allen negativen menschlichen Bestrebungen zu lösen, einen Zustand der Harmonie mit allen Menschen, sonstigen Lebewesen und der Natur zu erreichen und seinen eigenen Willen ruhen zu lassen. Dann ist das Ende der Kette von Wiedergeburten erreicht und das physische und psychische Konglomerat, aus dem der Mensch besteht, geht in einen Zustand völliger Ruhe, das unendliche Nirwana über.
Beiden Religionssystemen, dem westlich-orientalischem und dem ostasiatischen, liegt die Auffassung zugrunde, dass das Leben ein „Jammertal“ sei und deshalb überwunden werden müsse. Die positive Überwindung bedarf jedoch einer vorangegangenen Bewährung. Im westlich-orientalischen System, in welchem für jeden Menschen generell von einem einzigen irdischen Leben ausgegangen wird, kann die Belohnung nur in einem Jenseits durch eine göttliche Macht, also nach dem irdischen Tod erfolgen. Im östlichen System wird dagegen keine solche göttliche Macht, auch keine unsterbliche Seele benötigt, weil die Bewährung schon zu Lebzeiten stattfindet. Dafür ist jedoch das Konstrukt der Reinkarnation erforderlich, mithin die Möglichkeit, als Mensch oder Tier mehrmals auf Erden zu existieren.
Gut und Böse sind keine absoluten Werte, sondern bedürfen der Definition durch eine anerkannte Institution. Wechseln die beurteilenden Institutionen, z. B. Bürger, Gruppen, Staaten oder religiöse Vereinigungen, kann Gut zu Böse und Böse zu Gut werden. Auch mag eine Tat je nach Situation gleichzeitig gut und böse sein: Im zivilen Umfeld ist die vorsätzliche Tötung eines Menschen strafbewehrter Mord, im Krieg dagegen eine auszeichnungswürdige Heldentat. Letztlich entscheiden in einer hinreichend homogenen Menschengruppe die jeweiligen Inhaber der Macht über Gut und Böse. Das Gewissen bisher Andersdenkender passt sich in der Folge an.
Religionsführer berufen sich dabei auf den Willen einer höheren, transzendenten Macht, ohne hierfür jedoch reale Beweise vorlegen zu können. Dieses Unvermögen bedeutet allerdings nicht, dass eine solche Macht nicht existiert. So ist das Hervorgehen des gesamten Weltalls aus einer „Singularität“ derzeit Stand der Wissenschaft. Dabei ist diese Entität, dieser Gegenstand, diese Sache, völlig unbekannt und entzieht sich ihrer Erforschung. Folglich ist die Existenz einer transzendenten Wesenheit nicht ausgeschlossen.
Alle diese religiösen Ideen sind allerdings dann haltlos, wenn, wie oben erläutert, das Leben aufgrund physikalischer, chemischer und biologischer Naturgesetze verläuft und diese Gesetze unveränderlich sind. Daraus folgend läuft das gesamte Leben nach feststehenden Regeln wie ein Algorithmus ab. Somit hat der Mensch tatsächlich in keiner Phase seines Lebens irgendeine Entscheidungsfreiheit. Er ist somit grundsätzlich schuldunfähig. Demzufolge sind Himmel und Hölle als Stätten der Belohnung oder Bestrafung ohne Bedeutung. Gleiches gilt für das Nirwana.
Die Alternative: Nach derzeitiger Ansicht hat sich die Singularität im Urknall aufgelöst. Möglicherweise ist aber aus dieser Singularität heraus mit dem Urknall das Universum entstanden und sie beeinflusst dieses weiterhin. Dann wäre es denkbar, dass die Naturgesetze nicht starr, sondern prinzipiell flexibel sind. Das beträfe auch die kosmische Willenskraft, die, wie oben beschrieben, geistiger Teil jedes Lebewesens ist. Für den Menschen würde sich dadurch die Ahnung einer transzendenten Macht einstellen, die er wiederum in seinen Entscheidungen berücksichtigen könnte. Insofern ist er dann grundsätzlich in der Lage, aus dem Handlungsalgorithmus, in dem seine Körperlichkeit gebunden ist, auszubrechen und einem Phänomen nachzufolgen, das als „kosmisches Gewissen“ umschrieben werden kann. Danach wäre der Mensch also kraft seiner Urahnung bis zu einem gewissen Grad in seinen Entscheidungen frei.
Oder anders beschrieben: Wenn der Wille des einzelnen Menschen und der jeder anderen Kreatur Teil des aus einer Singularität hervorgegangenen kosmischen Willens ist, auf dem wiederum die Naturgesetze gründen, dann ist der Mensch für die Handlungen aus seiner Körperlichkeit heraus selbst verantwortlich. Denn dann wäre er mit der Singularität verbunden und wirkte bei deren (zeitweiligen) Aktivitäten mit.
Seine Körperlichkeit, die ihn als Individuum erscheinen lässt, folgt dem fragwürdigen Urtrieb, zur Sicherung und Erweiterung des eigenen Lebens egoistisch die totale Macht über die gesamte Umwelt einschließlich ihrer Lebewesen zu erlangen. Daraus folgt ein Dualismus zwischen individueller Körperlichkeit und dem Weltgewissen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass dem Menschen und wohl auch den übrigen Lebewesen die Ahnung einer transzendenten höheren Wesenheit innewohnt, die ihm eingibt, einem kosmischen Gewissen zu folgen. Dabei behindert ihn seine Körperlichkeit, deren Bedürfnisse es folglich zu überwinden gilt. Möglicherweise liegt seine Lebensaufgabe darin, das Körperliche so umzugestalten, dass es mit dem Weltgewissen harmoniert.
Der kosmische Wille, wirksam als Partikelkoordinationskraft, ist Teil der Persönlichkeit sowohl des Menschen als auch der übrigen Lebewesen. Es gibt also keine sittliche Berechtigung für den Menschen, sich über andere Lebewesen zu erheben, sie als „Sachen“ abzutun. Fordert der Mensch die Beachtung seiner Würde ein, muss er diese auch den anderen Lebewesen zubilligen und diese dementsprechend achten und behandeln. Dies gilt zumindest für Tiere mit einem Zentralen Nervensystem. Tiere und auch Pflanzen sind zu respektierende Mitgeschöpfe.
Die Seele des Menschen manifestiert sich in seinem Bewusstsein, einer Kombination aus kosmischer Willenskraft als Antrieb und Zentralem Nervensystem als Einwirkungsorgan auf die materielle Umwelt. Stirbt der Körper, verschwindet die Individualität, aber die Einbettung in die transzendente Wesenheit, also ins sogenannte „Göttliche“, ins Unendliche, bleibt bestehen.
Folgt man solchen Gedankengängen, ist der Glaube an die Möglichkeit einer Wiedergeburt nicht zu halten. Denn wenn die Individualität an den Körper gebunden ist, dann muss der Wiedergeborene die gleiche DNA aufweisen wie der Verstorbene, also ein Klon seines Vorgängerkörpers sein. Da aber der Lebensablauf die Persönlichkeit eines Menschen fortwährend ändert, muss mithin auch der Klon dasselbe Leben wie das des Originals geführt haben. Dies ist jedoch nicht möglich, da sich auch die Umwelt ständig verändert und der Klon in einer späteren Zeit als das Original lebt. Selbst wenn der Klon die gleiche DNA besitzen sollte wie das Original, fehlen dessen Erinnerungen und damit die Grundlagen, um das neue Leben, wie beispielsweise im Buddhismus erwünscht, „besser“ gestalten zu können als das vorherige.
Aufgrund der PCP, der kosmischen Willenskraft, können Lebewesen die Existenz einer transzendenten Macht erahnen, woraus wiederum religiöse Gefühle entstehen. Doch der Mensch will nicht nur ahnen, sondern will auch wissen, hier also das Transzendente konkretisieren. Deshalb ist er geneigt, Mitmenschen zu vertrauen, die glaubhaft versichern, exklusiv über dieses Wissen zu verfügen, weil sie angeblich mit dem Jenseitigen in Verbindung stehen. Hat eine solche Vertrauensperson genügend Glaubenswillige um sich versammelt, entsteht eine neue Religion. Oft erweitern und verfestigen sich deren Regeln im Laufe der Zeit, meist zu Ungunsten ihrer nicht privilegierten Mitglieder.
Da sämtliche Religionen lediglich auf einer ungewissen Ahnung beruhen, sind sie grundsätzlich als gleichwertig anzusehen. Eine Einstufung hinsichtlich der Glaubensinhalte in „hoch“ oder „primitiv“ verbietet sich. Vielmehr müssen sie sich daran messen lassen, wie tief in ihnen der Glaube an die allgemein wirkende kosmische Willenskraft, auf der alle Moral ruht, verankert ist. Dieser Glaube zeigt sich ganz besonders in der Bereitschaft, die Würde aller Lebewesen anzuerkennen.
Um ein moralisches Leben zu führen, bedarf der einzelne Mensch nicht zwingend einer Religion. Doch kann ihm, dem sozialen Wesen, eine solche Gemeinschaft Nutzen bringen, weil sie auch sein ethisches Verhalten begünstigen kann. Im Übrigen sind die meisten Religionen bedeutende Kulturträger und können dadurch den Menschen in seiner moralischen Entwicklung unterstützen. Es bietet sich daher an, eine Religion dann als „hoch“ einzustufen, wenn sie Kultur inspiriert, die in den verschiedenen Kunstrichtungen ausgeprägt und umfassend ist.
Das Universum existiert real. Und doch ist zu fragen, ob es stattdessen auch das „Nichts“ hätte geben können, wobei sich dann die Frage nach dem „Nichts“ gar nicht erst gestellt hätte. Wer oder was hat das „Nichts“ „verdrängt“ und stattdessen Energie erschaffen? Es kann sich dabei nur um eine transzendente Wesenheit handeln, die rational zu begreifen für den Menschen und die übrigen Lebewesen unmöglich ist. Es bleibt nur eine unergründbare Ahnung, sowohl Geschöpf als auch Teil dieser Transzendenz zu sein.